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Deutschlandfunk im Gespräch: Über den Umgang mit dem inneren Schweinehund

Er ist unser ständiger Begleiter: der innere Schweinhund. Eigentlich wollen wir uns mehr bewegen, weniger fernsehen, die Steuer erledigen, das Auto stehenlassen. Ach nö, sagt das Gewohnheitstier in uns. Und schon sind die guten Vorsätze dahin. Was tun?

„Beim inneren Schweinehund geht es um eingefahrene Gewohnheiten, die wir ändern wollen, bei denen es uns aber schwerfällt, weil der Mensch nun einmal ein Gewohnheitstier ist“, sagt Julia Scharnhorst. Die Gesundheitspsychologin und Psychotherapeutin kennt das Thema nur zu gut. „Bei mir schlägt er beim Thema Bewegung und Gewicht zu. Ich weiß, ich sollte besser aufpassen, aber die Couch ruft, am besten mit Gummibärchen. Und es steht 50:50, wer gewinnt.“

Doch Scharnhorst hat eine Methode gefunden, den Schweinehund auszutricksen. „Ich kriege es hin, indem ich meine Ziele verkleinere. Nicht: Du musst mehr Sport machen, am besten zwei bis dreimal die Woche – da habe ich festgestellt, das klappt nicht. Ich mache jetzt fünf bis sechs Gymnastikübungen jeden Morgen – das funktioniert.“

Routinen zu ändern brauche Zeit, so Scharnhorst, die als Gesundheitsberaterin in Firmen Seminare und Workshops gibt. Darin geht es unter anderem um Stressbewältigung, psychische Gesundheit und Resilienz. Ihre Erfahrung: „Es braucht etwa sechs Wochen, bis sich neue Gewohnheiten durchsetzen. Und um Frusterlebnissen vorzubeugen, sollte man anfangen, wenn auch eine Bereitschaft dazu da ist. Wenn viel los ist im Leben, sollte man nicht noch versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören.“

Mein Tipp: Es geht um nachhaltige Motivation – und dafür braucht es sehr klare Ziele. Mehr Bewegung, mehr Gelassenheit – das sind keine klaren Ziele. Man muss das konkretisieren, auf bestimmte Situationen. Und das Ziel muss machbar sein. Ich kann vielleicht nicht Marathon laufen, aber ich kann mich bei einer Laufschule anmelden, um zu sehen, ob das etwas für mich ist. Und zu überlegen: Wer könnte mich unterstützen?“ Den inneren Schweinehund zu bändigen, sei auch eine Frage des Willens, so Scharnhorst. „Nicht sagen: ‚Ich müsste mal‘. Sondern ein klares ‚Ich will!‘ Wie vor dem Traualtar.


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