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Emotionale Verletzlichkeit: Diese Eigenschaften machen besonders stressanfällig in Krisensituationen

 

Gerade in dieser Zeit brauchen wir alle unsere Resilienzfähigkeiten: zwei Jahre lange mussten wir uns den immer wieder neuen Verhaltensänderungen und Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie anpassen. Jetzt haben wir seit einigen Wochen einen Krieg in der europäischen Nachbarschaft. Viele Menschen fühlen sich emotional erschöpft, depressiv und mögen einfach keine schlechten Nachrichten mehr hören. Einige Menschen können gut mit Krisen umgehen, sie sind resilient, andere reagieren auf Stressfaktoren besonders stark mit negativen Emotionen. Dafür lassen sich psychologische Erklärungen finden, denn der Grund dafür liegt häufig in bestimmten Persönlichkeitseigenschaften.

 

Dazu gehören der „Neurotizismus“ oder „negative Emotionalität“. Mit diesen psychologischen Begriffen wird die Tendenz beschrieben, mit Gefühlen starker Ablehnung - wie Angst, Reizbarkeit und Niedergeschlagenheit - auf Stressauslöser zu reagieren. Diese negative Emotionalität setzt sich aus einer starken allgemeinen Angst (die Welt wird als tendenziell gefährlich erlebt) und dem ausgeprägten Drang zur Schadensvermeidung (ängstlich, häufige Sorgen) zusammen.

 

Auch eine Überschätzung von Bedrohungen und eine Intoleranz gegenüber Unsicherheit gehört zur Anlage für ängstliches Verhalten. Unsicherheitsintoleranz trägt in Pandemiezeiten besonders zum psychischen Leid bei, denn es treten viele Unsicherheiten auf: eine mögliche eigene Infektion, die Schwere einer Erkrankung, die Möglichkeit, dass andere Personen oder die Umgebung ansteckend sind, die Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen, Impfung und Behandlung sowie das Ende der Pandemie.

 

Ähnliches trifft auf die Einschätzung des Krieges in der Ukraine zu. Die von russischer Seite geäußerten Drohungen, den Krieg auszuweiten und noch stärkere Waffen einzusetzen, lösen große Ängste und Unsicherheiten aus. Menschen, die bereits früher Kriege erleben mussten, leiden psychisch ganz besonders stark. Im Moment wissen wir auch nicht, wann und wie dieser Krieg beendet wird und welche Folgen er dann haben wird.

 

Es gibt zwei unterschiedliche Arten, wie wir Informationen über mögliche Bedrohungen (der Gesundheit und des Friedens) verarbeiten:

  •  Blunting“: das Ablenken oder Ausweichen auf andere Themen
  •  Monitoring“: das Sammeln von Informationen und Anhaltspunkten für die weitere Entwicklung und passende Verhaltensmöglichkeiten.

Auch die häufig vorkommende Neigung zu unrealistischem Optimismus kann schädliche Auswirkungen haben. Häufig glauben Menschen dann, negative Ereignisse würden eher anderen zustoßen als ihnen selber. So schätzen sie sich als resistenter gegen Infektionen ein als andere Menschen: „Ich bin doch jung und gesund, mir passiert schon nichts.“ Dadurch können Risiken unterschätzt werden, öffentliche Informationen über Gesundheitsgefahren werden nicht wahrgenommen und Präventionsmaßnahmen vernachlässigt. Unrealistischer Optimismus und verwandte Charakterzüge können mit einem geringen Niveau pandemiebezogener Angst und der dadurch begründeten Nicht-Einhaltung von Hygiene- und Gesundheitsempfehlungen verbunden sein. So erhöht sich das Risiko, dass diese Menschen das Virus verbreiten. Verwandt mit dem unrealistischen Optimismus ist das Gefühl von Unverletzlichkeit.

 

Eine weitere relevante Persönlichkeitseigenschaft ist der Perfektionismus, der Ähnlichkeiten mit dem Konzept der Unsicherheitsintoleranz aufweist. Perfektionistische Menschen können deshalb völlig frustriert werden, weil sie nach Lösungen zur Vermeidung von Gefahren suchen, die es im Moment einfach nicht gibt.

 

Gerade Menschen mit einer für Ängste und starke negative Emotionen anfälligen Persönlichkeit, sollten daher gezielt an ihren Resilienzfähigkeiten arbeiten. Ein paar praktische Tipps dazu:

  1. Holen Sie sich Ihre Informationen aus seriösen Quellen! Vermeiden Sie Foren oder private Facebook-Seiten und Ähnliches.
  2. Dosieren Sie Nachrichten! Halten Sie sich auf dem Laufenden, vermeiden Sie Nachrichten nicht komplett. Es reicht aber, höchstens einmal täglich den aktuellen Stand der Pandemie oder des Krieges in der Ukraine zu prüfen.
  3. Vermeiden Sie Gespräche mit Panikmachern! Wenn Sie ohnehin schon sehr unsicher sind und zu einem hohen Angstlevel neigen, sollten Sie sich von Menschen fernhalten, die noch mehr Panik verbreiten.
  4. Überprüfen Sie mögliche Gefahren! Versuchen Sie, einen realistischen Überblick darüber zu bekommen, wie gefährlich die Corona-Pandemie oder der Krieg in der Ukraine für Sie persönlich sein könnten. Dabei sollten Sie Gefahren weder verharmlosen, noch übertreiben.
  5. Sprechen Sie mit krisenfesten Menschen! Unterhalten Sie sich mit Verwandten, Freunden oder Kolleginnen, die über eine gute Krisenfestigkeit verfügen. Fragen Sie, was diese dafür tun oder nicht tun. Wie verhalten sich diese resilienten Personen, wie steuern sie ihre Gedanken? Können Sie einige dieser Verhaltens- oder Denkweisen übernehmen?

 

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